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TØL LóRE 2023 - Weißwein-Cuvée aus Spanien
Als Weinhändler bin ich permanent auf der Suche nach neuen Weinen, neuen Winzern, neuen Herkünften, neuen Stilen. Die vielen, teils intensiven und sehr ins Fachdetail gehenden Winzergespräche während meiner Weinreisen und Weingutsbesuche haben meinen Wissensdurst nach den Faktoren, die einen Wein zu dem machen, wie er sich im Glas präsentiert, auch nach all den Jahren nicht gestillt.
Viele Nuancen einer Weinstilistik lassen sich plausibel erklären, weil sie z.B. auf bestimmte Arbeiten im Weinkeller oder Rebsorten-Charakteristika zurückzuführen sind, andere, weil die Reben auf einem bestimmten Bodentyp gedeihen. Für so manche Stilistik-Facette aber finde ich auf Anhieb keine Erklärung - was nicht selten in einem Spontananruf bei einem befreundeten Winzer endet.
Der Traum vom eigenen Wein
Das Schöne am Wein ist: Man wird nie fertig - sei es mit dem Kennenlernen relativ unbekannter Rebsorten, der detaillierten Beschäftigung mit Gemeinsamkeiten verschiedener Weine aus ein- und demselben Anbaugebiet, und schon gar nicht damit, sich immer mehr Fachwissen anzueignen.
Wenn mir ein Winzer von seinen Arbeiten im Weinberg erzählt oder mich im Keller in den Genuss einer Fassprobe kommen lässt, schießen mir immer wieder dieselben Gedanken in den Kopf:
Dass die Arbeit als Winzer nicht ausschließlich durch die romantisierte Brille gesehen werden darf, ist klar - zu unwägbar sind z.B. die Auswirkungen so mancher Wetterkapriolen auf die Reben. Wie erfüllend aber muss es trotz aller Herausforderungen für ihn sein, jedes Jahr aufs Neue die Möglichkeit zu haben, die Qualität seiner Trauben und Weine zu optimieren, eine Jahrgangsstilistik gezielt herauszuarbeiten oder die Grundstilistik seines Sortiments im Laufe seines Wirkens in Nuancen oder an einem bestimmten Punkt auch radikal neu zu interpretieren?
Mediterrane Weißwein-Cuvée mit Entwicklungspotenzial
Vom eigenen Wein geträumt habe ich schon lange. Anfang des Jahres aber dachte ich konkret darüber nach, wie spannend es für mich als Weinliebhaber wäre, auf Basis verschiedener Grundweine eines befreundeten Weinguts eine eigene Cuvée zu kreieren. Mit dem Château Vino de la Isla auf der wunderschönen Weinbauinsel Mallorca - und insbesondere seinem Chefwinzer Henri Fink - habe ich schnell einen Partner für meine Idee gefunden, obwohl ich keine große Menge in Aussicht stellen konnte.
Meine Grundidee war es, eine klassische Weißwein-Cuvée mittleren Körpers und mittleren Alkoholgehalts zu kreieren, die dennoch einen gewissen Anspruch auf stilistische Tiefe erhebt und im Idealfall Entwicklungspotenzial in der Flasche mitbringt.
Ende Januar habe ich im Château an fast zwei ganzen Tagen mit Unterstützung von Henri Fink die noch nicht abgefüllten Weine des neuen Jahrgangs 2023 verkostet und so eine immer klarer werdende Cuvée-Idee entwickelt. Basis waren die frisch vergorenen Weine verschiedener weißer Rebsorten aus unterschiedlichen Weinbergen der Insel. Es hat wahnsinnig viel Spaß gemacht, im Labormaßstab mit mehreren Messzylindern verschiedenste Mischungen in immer wieder angepassten Zusammensetzungen zu verkosten und schließlich das ideale Mischverhältnis zu finden.
Nur 702 Flaschen
Nach einer finalen Verkostung der Cuvée zusammen mit Henri und einigen Château-Mitarbeitern am Tag meiner Rückreise nach Deutschland wurden die Rebsorten, ihre jeweiligen prozentualen Anteile sowie die Tanknummern notiert. In Vorbereitung auf die Abfüllung wurde die Cuvée in einen 540-Liter-Edelstahltank gefüllt.
Zurück in Deutschland ging es nahtlos mit der Entwicklung des ersten eigenen Weines weiter: Welche Flaschenform soll der Wein bekommen? Wie soll er heißen, wie das Etikett aussehen? Welches Etikettenpapier soll es sein, welche Druckerei soll ich beauftragen? Was soll mit der begrenzten Menge von nur 702 Flaschen passieren, wenn der Wein abgefüllt und etikettiert ist? Soll ich ihn nur stationär in meiner Region verkaufen - vielleicht auch ein, zwei Restaurants damit beliefern?
Da ich hier im Weinzeilen-Blog darüber schreibe, ist es natürlich längst klar, dass mein erster "eigener Wein" von nun an auch online und somit deutschlandweit auf WeinTom.de verfügbar ist.Mit der TØL LóRE Weißwein-Cuvée habe ich mir einen großen Traum erfüllt. Meine Freude möchte ich gerne mit anderen teilen. |
Die Arbeit an der ersten Ausgabe des TØL LóRE hat mir einen klitzekleinen Einblick in die unzähligen Arbeitsbereiche eines Winzers gewährt und unglaublich viel Spaß gemacht - so viel Spaß, dass völlig klar für mich ist, dass das erst der Anfang gewesen sein kann.
Auch wenn ich mit meinem ersten Versuch schon sehr zufrieden bin, weiß ich, dass es noch viele weitere Möglichkeiten der Verfeinerung gibt. Ich bin gespannt und freue mich schon sehr auf alles, was da in Zukunft noch kommen mag.
Bleibt durstig